Hier mal der komplette Leserbrief in der Langversion wie ich ihn ans "MOTORRAD" geschickt habe:
Hallo Motorrad,
nachdem ihr in Heft 22 um Lesererfahrungen mit der Honda Africa Twin gebeten habt möchte ich hier (nochmal ) meine Erfahrungen aus inzwischen ca. 37.000 Kilometern mit meiner sogenannten "Hoppelgurke" schildern. Als erstes muss ich sagen dass ich das Motorrad und vor allem den Motor und das (Schalt-)Getriebe an sich wirklich toll finde. Nicht ganz umsonst habe ich seit der Erstzulassung am 09.06.2016 ca. 37.000 km damit zurückgelegt, allerdings wären es bestimmt noch einige mehr wenn da nicht dieses immer nervige und meiner Meinung nach manchmal sogar gefährliche "Hoppeln" der Vordergabel wäre:
Die Fahrzeugfront verhält sich auf ebener Fahrbahn sowohl bei Geradeausfahrt als auch in Schräglage zwischen ca. 50 und 85 km/h wie bei einer starken Unwucht oder einem starken Höhenschlag am Vorderrad
- Es findet keinerlei seitliche Bewegung statt, es gibt auch kein Lenkerschlagen und keinen Shimmy
- Das Vorderrad wurde oft genug und von mehreren Instanzen überprüft, kein Befund
- Alle Reifen wurden von absolut vertrauenswürdigen Mechanikern montiert und gewuchtet, meistens in meinem Beisein
- Leichte Verbesserungen wurden erreicht durch Senkung des Luftdrucks vorn und weichstmögliche Gabeleinstellung, allerdings auf Kosten einer deutlichen Verschlechterung des gesamten Fahrverhaltens
- Eine weitere Verbesserung wurde durch das "Durchstecken" der Gabelholme (8mm) erreicht, dabei verbesserte sich auch das gesamte Fahrverhalten
- Ich konnte zwei andere, vom jeweiligen Besitzer als "hoppelfrei" bezeichnete Africa Twins fahren, beim 36.000er-KD hatte ich für 150 Kilometer einen „hoppelfreien“ Vorführer als kostenpflichtiges Ersatzfahrzeug - es war ein deutlicher Unterschied spürbar!
- Als Ursache wird von allen Beteiligten einschließlich des Importeurs das (zu) hohe Losbrechmoment der Gabel gesehen - Honda bezeichnet das als „Stand der Technik“ und sieht keine Notwendigkeit zur Nachbesserung
- Inzwischen stehe ich in Kontakt mit meiner Rechtsschutzversicherung und einem Anwaltsbüro
Die ganze unglaubliche und unendliche Geschichte einschließlich der Reaktionen des Importeurs ist in der angehängten Datei „Hoppelgaul Upd 10-21 ano.docx“ enthalten, deshalb möchte ich hier nicht zu sehr darauf eingehen.
Das Moped steht auch gerne mal zum Probehoppeln zur Verfügung und über Tips zur Abhilfe freue ich mich auch...
Sonstige Probleme:
- Klappern vorn im Bereich des Scheinwerfers / der Verkleidung / des Zündschlosses, interessiert weder den Vertragshändler noch Honda D
- Im Vergleich zum beim 36.000er-KD gefahrenen Vorführer deutlich schlechteres Licht: Abblendlich zu niedrig, Fernlicht zu hoch - ich vermute einen Zusammenhang mit dem oben erwähnten Klappern.
- Rost am Tank, siehe Bilder 6194 und 6223 - am Samstag bemerkt und eigentlich pillepalle, aber bei dem Preis...?
Nun zu den von Euch bei der Zwischenbilanz festgestellten Problemen:
- Meine beiden Lenkerschalter haben genau an dem verregneten Wochenende vor Erscheinen von Heft 18 erstmals genau die von Euch geschilderten Symptome gezeigt und wurden inzwischen auf Garantie ersetzt.
- Der Kupplungszug funktioniert einwandfrei, da kündigt sich auch nichts an
- Eure Erfahrung mit den Gabeldichtringen muss ich leider bestätigen, mir haben meine beiden einen Sardinienurlaub verkürzt und teilweise versaut bevor sie beim 24.000km-KD zusammen mit den Gabelgleithülsen auf Garantie erneuert wurden - leider ohne irgendwelchen Einfluss auf das "Hoppeln"
- Die Hinterradlager sind noch in Ordnung, ich werde allerdings in Zukunft Ersatz dabeihaben wenn ich weiter wegfahre, genau wie für die Gabeldichtringe - überhaupt erinnert mich das Leben mit der Africa Twin ein bisschen an die guten (?) alten Zeiten mit der XS650, als man im Urlaub immer einen halben Koffer voller Werkzeug und Ersatzteile dabei hatte...
- Den Erstausrüstungs-Kettensatz habe ich am Wochenende nach ca. 37.000 Kilometern gewechselt - das find‘ ich sehr akzeptabel! Ersetzt habe ich ihn durch einen 50/530er-Satz, ich hoffe der wird noch länger halten.
- Den Schwingenschutz habe ich dabei auch genau angeschaut, der ist bei mir in Ordnung.
- Zum Rest kann ich nichts irgendwie Relevantes sagen
Ein paar kleine Modifikationen habe ich auch vorgenommen:
- Lucas-Zubehörlenker MCL 110 (Form entsprechend Yamaha SR 500 / 2J4) - für mich die perfekte Ergonomie!
- Verlängerte Original-Spiegel der Suzuki DL1000 V-Strom (2002, WVBS) - nicht schön, aber jetzt sieht man richtig was nach hinten!
- Daytona-Heizgriffe - Low-Budget, aber an meinen beiden V-Stroms bestens bewährt!
- Originalscheibe um ca. 100mm gekürzt - ich (ca. 170cm) schau lieber obendrüber als mittendurch!
- Gabelbeine um 8mm "durchgesteckt" - auch unabhängig vom "Hoppeln" ein echter Volltreffer!
- TT-Motorschutz/Koffer und -träger/Tanksturzbügel - feine Teile: Aus 2 Metern Entfernung grob in Richtung des Einbauorts geworfen, passt!
- Honda: Niedere Bank/Handschützer
- sw-motech: Kettenschutzverlängerung vorn - so modifiziert dass sie ganz sicher nicht am Regler/Gleichrichter anschlagen kann
- Lucas: Bremsklötze hinten MCB 634 - deutlich billiger als Original, halten ca. genauso lang und bremsen auch nicht anders
- Lucas: Bremsklötze vorn MCB 888 - bremsen schlechter als Original, werde ich nicht mehr verwenden. Die Originalen „rubbeln“ bei Nässe manchmal und machen dabei beunruhigende Geräusche, werde ich auch nicht mehr verwenden.
- Kupplungshebel gekürzt für besssere „Zwei-Finger-Bedienbarkeit“
Insgesamt würde ich das Fahrzeug gerne wieder kaufen wenn das "Hoppeln" nicht wäre, aber diesen "Hype"“ würde ich auch dann nicht verstehen. Mein Kaufgrund war einzig und allein die Probefahrt, auf diesen albernen "Mythos" würde ich gern verzichten weil er sich leider in den Preisen für Gebrauchtfahrzeuge und -teile zu meinen Ungunsten auswirkt...
Mein absolutes Traummotorrad wäre übrigens ganz einfach eine 2002er V-Strom mit dem Motor und der vorderen Bremsanlage der Africa Twin, zur Not würde mir aber auch eine Africa Twin mit der Zuverlässigkeit der V-Strom reichen!
Bei evtl.en Rückfragen stehe ich gern zur Verfügung, und wie gesagt dürft Ihr gerne auch mal „Probehoppeln“!
Schade finde ich dass dieser Satz:
allerdings auf Kosten einer deutlichen Verschlechterung des gesamten Fahrverhaltens rausgefallen ist und dass mein Angebot zum "Probehoppeln" nicht angenommen wurde - wenn die Jungs das selber mal erlebt hätten wäre die Berichterstattung evtl. ein bisschen anders ausgefallen...
Hopplergrüsse,
M.